Das heißt also auch, sich zu überlegen, ob gewisse Dinge, die für einen nur noch zum Wegwerfen gut sind, für jemanden anderen interessant sein könnten. Das gilt natürlich auch andersherum. „Einfälle statt Abfälle“ heißt, sich mal umzutun, ob man nicht etwas Gebrauchtes anstatt etwas Neuem kauft. Auch dadurch lässt sich zweifelsohne einiges an Müll vermeiden und gleichzeitig Geld sparen.
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Dazu noch ein gekürzter Artikel zum Potential des Handels mit Gebrauchtwaren
von Nils Michaelis – Stuttgarter Zeitung, 2010
Wer an die zahlreichen Auktionshäuser oder Gebrauchtwaren-Seiten im Internet denkt, hat Schnäppchenjagd und hitzige Bietergefechte im Sinn. Dabei taugt der Handel mit gebrauchten Waren auch zum nachhaltigen Wirtschaften. Denn wer im Netz gebrauchte Sofas, Handys oder Babykleidung ersteht, verzichtet auf den Neukauf dieser Dinge. Jährlich werden weltweit gebrauchte Waren im Wert von vielen Milliarden Dollar in Internet gehandelt Das Internet könnte ein Instrument sein, um die Wiederverwendung gebrauchter Güter zu ermöglichen.
So weit die Theorie. Wie es in der Praxis aussieht, hat nun Siegfried Behrend vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) mit seinen Partnern ergründet. So untersuchten die Forscher Motivation und Konsumgewohnheiten. Ferner bilanzierten Energieexperten, wie es um die Einspareffekte bei unterschiedlichen Gütern steht. "Es gibt ein großes Potenzial für Einsparungseffekte", sagt Behrend. "Dies ist allerdings ein Potenzial. Der Schatz muss erst noch gehoben werden."
Das Potenzial lagert in Kellern und Schränken: zwischen 10.000 und 20.000 Gütern, schätzen die Forscher, finden sich durchschnittlich in hiesigen Haushalten. Manche davon sind hochwertig oder langlebig. So sollen zwölf Millionen Handys in Schubladen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Deren Online-Verkauf ist unter ökologischen Aspekten sinnvoll. In ihnen befinden sich knappe Rohstoffe und meist funktionieren sie einwandfrei.
Doch nicht für alle gebrauchten Produkte ist die Ökobilanz positiv, sagt Lorenz Erdmann vom Borderstep-Institut, das neben der Universität Frankfurt an der Untersuchung beteiligt war. "Vorteilhaft sind Produkte, deren Nutzung keine Umweltbelastungen, also zum Beispiel Stromverbrauch verursachen, wie Sofas, Kleidung und Bücher." Dabei kommt es nicht nur darauf an, was man kauft, sondern auch wo, erläutert Erdmann. Ein gebrauchtes Buch von einem deutschen Händler zu kaufen, führe insgesamt zu etwa 500 Gramm Kohlendioxid. "Kaufe ich das gleiche Buch in den USA, geht es in Richtung fünf Kilogramm."
Eine große Unbekannte in den Bilanzen sind die Käufer und Verkäufer, die zu ihren Gewohnheiten befragt worden sind. Es zeichnen sich Trends in Richtung Nachhaltigkeit ab. Menschen mit kleinem Budget können hochwertige und langlebige Waren erstehen. Ferner zeigt sich ein Bewusstseinswandel: Früher stand nur für wenige Second-Hand-Käufer die Ökologie im Vordergrund. Inzwischen weist ein Viertel der befragten Käufer ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein auf. Und 86 Prozent sagen, dass sie in Zukunft mehr gebrauchte Produkte auf im Internet verkaufen wollen.
V.i.S.d.P.: Lukas Götz/KjG