Ochsenfurt (POW) Trauer ist ein Gefühl, das Menschen bis ins Mark erschüttern kann. „Der Tod hinterlässt immer ein Gefühl von vorher und nachher.“ Das hat die Theologin und Trauerbegleiterin Anke Keil in Ochsenfurt gesagt. Daher sei es wichtig, Trauer zu verstehen. „Das hilft, damit zurecht zu kommen“, erklärte sie vor rund 40 Zuhörenden bei einer Lesung im Pfarrheim Sankt Andreas.
„Als Frau Trauer bei uns einzog“ ist der Titel ihres ersten Buches sowie der Veranstaltung, zu der die Katholische Landvolkbewegung (KLB) Würzburg und der Arbeitskreis Trauerpastoral im Pastoralen Raum Ochsenfurt eingeladen hatten. Vor 15 Jahren starteten die „Angebote für trauernde Menschen“ mit einem Gottesdienst, sagte Burkard Fleckenstein, der das Konzept mitentwickelt hat. Daraus habe sich ein umfangreiches Angebot entwickelt. „Wir sind als Begleiter von trauernden Menschen oft die Beschenkten.“
Trauer geschehe in Wellen, erklärte Keil, die selbst ein Kind verloren hat. „Was fehlt mir?“ sei ein Ausschlag des Pendels. „Wie geht mein Leben jetzt ohne ihn oder sie weiter?“ der andere. Das „Funktionieren“ sei die erste Traueraufgabe. Es schaffe Sicherheit, um überhaupt trauern zu können. „Oft passen dabei die Dinge nicht zusammen“, betonte die Referentin. Manchmal sei etwas gut und schlimm zugleich. „Das ,Und‘ ist das wichtigste Wort in der Trauer“, erklärte Keil.
Die Autorin nannte als weitere Traueraufgabe das „Sich einfinden“. Es ginge darum, die „Lücke als neue Wirklichkeit anzuerkennen“. Sie riet dazu, offen zu sein für das Unverhoffte und vor allem Mitgefühl mit sich selbst zu haben. Nachdrücklich warnte Keil davor, zu glauben, dass Trauer irgendwann aufhöre. Gedanken wie „Mit der Zeit wird alles besser“ träfen nach ihrer Beobachtung nicht zu. „Viele meinen, wenn man alles richtig macht, dann wird die Trauer immer weniger,“ erklärte sie. Doch das stimme nicht. Vielmehr sei es so: „Die Trauer bleibt, aber das Leben wird wieder größer.“
Keil befasst sich in ihren Büchern kreativ und behutsam mit dem weiten Feld Trauer. Sie nimmt dabei dem Thema die Schwere, wie in ihrem Erstlingswerk, aus dem sie zum Abschluss vorlas. Sie schildert darin Trauer als eine Frau, die ungefragt im Haus einzieht, als sei es „ihr natürliches Recht“. Zunächst nehmen sie und der Inhalt ihres großen Koffers sehr viel Platz ein. Zudem bekomme sie Besuch von neuen Freundinnen wie Wut, Einsamkeit oder Zusammenbruch. Nach einiger Zeit komme sie jedoch nur noch als Gast, der auch wieder geht.
Menschen in der Trauer nicht allein zu lassen, ist bis heute das Anliegen von Barbara Düchs, Diözesanvorsitzende der KLB, Angelika Haaf, KLB-Bildungsreferentin, und Pastoralreferent i. R. Burkard Fleckenstein, die vor 15 Jahren das Konzept „Trauerbegleitung“ entwickelt und in die Tat umgesetzt haben. Inzwischen hat sich ein umfangreiches Angebot entwickelt. Das Trauer-Café oder die Trauerwanderungen setzen dabei bewusst auf den außerkirchlichen Raum, um die Hemmschwelle möglichst niedrig zu halten. Darüber hinaus werden meditativ gestaltete Gottesdienste an verschiedenen Orten angeboten. Bei Musik, Gebet und Stille kann der eigenen Trauer Raum gegeben werden. Auch zum persönlichen Gespräch werden trauernde Menschen eingeladen. Sie können sich an Fleckenstein wenden, Telefon 09335/1778 oder E-Mail bflckenstein57@gmx.de.
Für Haaf sind die „Angebote für trauernde Menschen“ ein gutes Beispiel dafür, wie die KLB seit über 15 Jahren fruchtbar mit dem Pastoralen Raum Ochsenfurt zusammenarbeitet. Düchs lud dazu ein, im Team von Ehrenamtlichen mitzuarbeiten und neue Ideen einzubringen. Beiden ist es wichtig, dass ihr Angebot sich an Menschen auf dem Land richtet, da dort anders als in Städten kaum Vergleichbares angeboten werde.
Anke Keil studierte Theologie und Allgemeine Rhetorik und ist als Lektorin und Trauerbegleiterin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Esslingen. Nachdem 2015 eine Tochter still geboren wurde, gründete sie zusammen mit ihrem Mann eine Selbsthilfegruppe für frühverwaiste Eltern. Sie ist Autorin mehrerer Bücher zum Thema Trauer.
ws (KLB)
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